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Gesundheitstipps
Wundermittel Spermidin
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Was ist Spermidin? Spermidin ist ein natürlich vorkommender Stoff. Er zählt zu den biogenen Polyaminen und dient als Botenstoff in unserem Körper. Es kommt in allen Körperzellen vor, reichlich Spermidin ist in der Spermienflüssigkeit zu finden – daher auch der Name. Spermidin findet man nicht nur in körpereigenen Zellen, sondern auch in vielen Lebensmittel. Zudem können auch bestimmte Darmbakterien Spermidin bilden (1, 2).

In welchen Lebensmitteln ist Spermidin enthalten?

Viel Spermidin haben Keimgemüse wie zum Beispiel Weizenkeime, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, wie Erbsen und Soja aber auch Pilze, Nüsse und reifer Käse. Äpfel, Birnen, Salat, Kartoffeln, Brokkoli und Karfiol enthalten ebenfalls relevante Mengen an Spermidin (1, 3, 4).

Wie wirkt Spermidin?

Spermidin werden viele gesundheitsförderliche Wirkungen nachgesagt. Fakt ist, die Studienlage ist dünn bzw. die vorhandenen Studien liefern verschiedene Ergebnisse. Zudem sind noch kaum aussagekräftige Untersuchungen an Menschen gemacht worden, Tierversuche zeigen bestimmte Erfolge, können aber nicht 1:1 auf den Menschen umgemünzt werden (4).

Eine der zugesprochenen Eigenschaften soll der Anti-Aging Effekt sein. Im Labor und im Tierversuch soll eine lebensverlängernde Wirkung von Spermidin festgestellt worden sein. Diese Wirkung wird auf die Fähigkeit die Autophagie starten zu können zurückgeführt. Ob diese Wirkung auch beim Menschen der Fall ist, ist fraglich. Eine Beobachtungsstudie unter Mitarbeit der Medizinischen Universität Innsbruck zeigte ein geringeres Sterberisiko bei Personen mit einer hohen Spermidin Zufuhr über die Ernährung. Allerdings ist die Aussagekraft solcher Studien limitiert und lässt die tatsächliche Wirkung von Spermidin auch nur schätzen. Es sind wie so oft weitere Studien nötig, um eine klare Aussage treffen zu können (3, 4).

Weitere Studien zeigen, dass oral zugeführtes Spermidin keinen Einfluss auf die Blutplasmakonzentration haben. Ältere Studien behaupten, dass die Resorption im Magen-Darm-Trakt nur gering ist (1). Eine Humanstudie, die 2023 veröffentlicht wurde, zeigt ebenfalls, dass Spermidin keine Auswirkungen auf die Konzentration im Blut habe, da es im Darm zu Spermin abgebaut wird. Auch umgekehrt, hat eine niedrige Spermidinzufuhr keine Auswirkungen auf die Blutplasmakonzentration. Wird auf spermidinreiche Lebensmittel verzichtet, hat sich keine Änderung des Spiegels im Blut gezeigt (2).

Eine weitere Eigenschaft die Spermidin zugeschrieben wird ist, dass es Krebs vorbeugen kann. Dies wurde ebenfalls nur im Tierversuch getestet und kann (noch) nicht auf den Menschen übertragen werden. Allerdings sollte man hier Vorsicht walten lassen. Die genauen Wirkungen und eventuelle negative Auswirkungen von Spermidin bei Krebserkrankungen sind noch nicht erforscht. Die positive Wirkung führen Wissenschaftler wieder auf die Fähigkeit von Spermidin, die Autophagie auslösen zu können zurück. Ebenso bei der möglichen positiven Wirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Abbau von Nervenzelle und Alterungsprozessen (1). 

Autophagie

Autophagie ist ein physiologischer Prozess in unserem Körper um uns vor Krankheitserregern, fehlgefaltenen Proteinen und funktionsuntüchtige Zellbestandteile zu befreien (2). Dieser Prozess ist hochkomplex und hilft der Zelle gesund zu bleiben, indem er eben alte, unbrauchbare Teile abbaut und bestimmte Bausteine wieder verwendet. Autophagie läuft ständig in unserem Körper ab, aber insbesondere in Stresssituationen wie Sport bzw. körperlicher Anstrengung, während akuten Infektionen oder in der Schwangerschaft kann dieser Vorgang gestartet werden (1, 5).

Autophagie ist ein Selbstreinigungs- und Recyclingprozess, der auch durch eine längere Nahrungskarenz gestartet werden kann (1, 5).

Nahrungsergänzungsmittel

Da Spermidin eben viele gesundheitsfördernde Effekte nachgesagt werden, werden viele Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt angeboten. Studien, die die Wirksamkeit belegen gibt es allerdings keine (4). Da wie zuvor beschrieben, Spermidin wahrscheinlich gar nicht richtig aufgenommen werden kann, wird es wohl auch eher nicht als Supplement unserem Körper eine Phase der Nahrungskarenz vortäuschen können und somit die Autophagie starten. Der Fastenzustand ist ein komplexer Zustand, wo nicht nur eine einzelne Substanz eine Rolle spielt (2). Was man aus einer Studie heraus sagen kann, ist, dass eine kurzfristige hochdosierte Einnahme von Spermidin kein Gesundheitsrisiko darstellt. Wie es bei einer längeren Einnahme ist, kann nicht gesagt werden und negative Folgen können nicht ausgeschlossen werden (2, 4).

Fazit

Zusammengefasst kann man sagen, dass es noch keine aussagekräftigen Beweise für den Sinn einer erhöhten Einnahme von Spermidin gibt (2). Bisher gibt es noch keine Studie, die bestätigt, dass Menschen die Spermidin in Form von Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, länger und/oder gesünder leben. Auch die bereits vorhandenen Studien, dass eine spermidinreiche Ernährung die Lebenserwartung erhöht, sind aufgrund des Studiendesigns nicht aussagekräftig genug, um eine Schlussfolgerung daraus zu ziehen (4). 

Ausblick

Spermidin kann als Supplement sinnvoll sein oder eben auch nicht – man weiß es einfach (noch) nicht. Fakt ist, es liegen einfach zu wenig Daten für den Menschen vor (1). Es stellt sich die Frage, ob die eventuelle gesundheitsförderliche Wirkung von Spermidin nicht auf eine gesundere, ausgewogenere Ernährungsweise zurückzuführen ist. Lebensmittel, die Spermidin enthalten, haben auch andere positive Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten (1, 4). 

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Diätologie-Studentin Matthäa Schnellrieder verfasst.

 

Literatur:

(1) Smollich, M., & Neuwirth, N. https://www.ernaehrungsmedizin.blog/2020/04/22/spermidin-fasten-ohne-verzicht/

(2) Verbraucherzentrale. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/jungbleiben-mit-spermidin-51804

(3) Heidegger, D. (o.J.). https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/719834.html

(4) Meixner, J., Kerschner, B., & Harlfinger, J. https://medizin-transparent.at/spermidin/

(5) Lenzen-Schulte, M., & Zylka-Menhorn, V. https://www.aerzteblatt.de/archiv/182779/Autophagie-Selbstverstuemmelung-als-Ueberlebensstrategie

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