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Gottfried Wurpes

Erfolgsgeschichten

In seinem Buch „Fitnesslife“ schreibt Gottfried Wurpes, CEO der fitness company, welche Qualitäten das Leben erfolgreich machen.

Am meisten in meinem Leben verdanke ich sicher der Disziplin.
Gottfried Wurpes

FN: Lieber Gottfried, im ersten Teil unseres Interviews haben wir mit der Frage geendet, ob du als 20-jähriger Gründer mit diesem Erfolg gerechnet hast. Deine klare Antwort: Nein! Gab es trotzdem Bereiche, in denen du die «rosarote Brille» getragen hast, die du also beim Aufbau deines Unternehmens unterschätzt hast? Wie konntest du die daraus resultierenden Herausforderungen bewältigen?

GW: Ja, natürlich gab es Phasen, in denen wir vom Erfolg der „Fitness Company“ beinahe überrollt worden wären. Es gab eine Zeit, da kannten wir eigentlich nur „Gas geben“. Ich kam aus dem Vertrieb und wir haben in den Vertrieb all unsere Kraft investiert. Der Erfolg gab uns auch vordergründig recht. Wir haben dabei aber Bereiche sträflich vernachlässigt, zu denen wir weniger Affinität hatten.

Dazu zählte vor allem die Logistik. Für mich war die Logistik immer ein langweiliges Thema. Es mussten mittlerweile nicht nur ein paar hundert, sondern tausende Teile gelagert und gemanagt werden. Und dafür waren wir höflich gesagt nicht sehr professionell aufgestellt. Wir waren zwar erfolgreich, gleichzeitig wuchsen in mir dadurch aber eine Unsicherheit und auch eine Existenzangst. Letztendlich war diese Angst aber eine würdige Wächterin über die Zukunft meines Unternehmens. Und hat mir rechtzeitig aufgezeigt, was wir verändern und besser machen müssen.

FN: Als Unternehmer hast du schon viele schwere Entscheidungen treffen müssen. Was lösen solche Entscheidungen, die auch die Existenz eines Menschen betreffen können, in dir aus? GW: Natürlich musste ich immer wieder Entscheidungen treffen, die alles andere als leicht waren.

Wichtig war für mich dabei aber, dass ich zu unterscheiden lernte zwischen meinen persönlichen Sympathien und Vorlieben auf menschlicher Ebene und dem, was das Team, das Unternehmen, die Struktur und der Markt brauchten. Immer wenn das nicht in Übereinstimmung zu bringen war und ich Menschen kündigen musste, stürzte für mich wirklich eine Welt zusammen. Wir haben bei uns im Unternehmen die japanische Management-Philosophie Kaizen eingeführt. Damit hatten wir endlich ein Navigationssystem und einen gemeinsamen Standard in unserer Zusammenarbeit. Das war ein einschneidender Veränderungsschritt. All jene, die damals aus innerer Überzeugung mitgezogen haben, arbeiten noch heute mit mir gemeinsam.

FN: Auch während Corona musstest du sicherlich einige schwere Entscheidungen treffen. Welche Einsichten oder Erkenntnisse hat dir diese schwere Zeit beruflich, aber auch persönlich gebracht?

GW: Die Corona-Zeit war für die Fitnessbranche insgesamt eine sehr schwierige. Dennoch gab es für mich in dieser Zeit diese Einsichten und Erkenntnisse – sowohl beruflich als auch privat –, die ich jetzt nicht mehr missen möchte. Im Urlaub mit meiner Frau Katarina auf den Malediven habe ich gelernt loszulassen. Unfreiwillig, weil wir nacheinander in Quarantäne mussten, was unseren Aufenthalt immer weiter verlängerte. Zuhause versäumten wir im Lockdown nichts und so blieben wir freiwillig noch länger. Ich kam in einen Entspannungszustand, wie ich ihn davor nicht kannte. Ich machte für mich eine späte, aber revolutionäre Entdeckung: So unverzichtbar, wie ich immer gedacht hatte, war ich in meiner eigenen Firma dann doch nicht. Das Team erledigte vieles im Alleingang. Für den digitalen Austausch war es unerheblich, ob ich im Mühlviertler Novembernebel oder in einer Strandbar saß. Das hat vieles in meiner persönlichen Einstellung verändert.

FT: Was gibt deinem Leben Stabilität, Rhythmus und Richtung?

GW: Ich bin ein begeisterter Familienmensch, ein enthusiastischer Unternehmer, ein leidenschaftlicher Freizeitsportler – innerhalb dieser Prioritäten spannt sich mein Leben auf. Es ist ein gutes Leben, dessen Gelingen ich vielen Menschen verdanke. Und es sind sieben ganz besondere Qualitäten, die mein Leben bestimmen und durchdringen.

FN: In deinem Buch stellst du diese sieben Qualitäten deines «Fitnesslife» vor. Welche sind diese und wie hast du sie herausgearbeitet?

GW: Und ich habe mir für mein Buch Forschungsfragen gestellt: Worin besteht die Kontinuität in meinem Leben? Was gibt mir und meinem Leben eben diese oben bereits zitierte Stabilität, den Rhythmus und die richtige Richtung? Und dabei bin ich auf diese sieben Qualitäten gekommen: Fokus, Disziplin, Leidenschaft, Ausdauer, Selbstreflexion, Erfahrung und Großzügigkeit. Sie sollen auch ein wertvoller Denkanstoß für alle sein, die im Leben mehr erreichen wollen.

FN: Du sprichst davon, dass du auf die Macht der Visualisierung setzt. Was genau meinst du damit und inwiefern hat es positive Auswirkungen auf deinen Erfolg?

GW: Wir arbeiten bei Technogym sehr viel mit Spitzensportlern, Verbänden und auch Mannschaften zusammen. Die Gespräche mit den Stars aus den verschiedenen Sportarten bestätigen: Fokussierung und Visualisierung sind Erfolgsprinzipien für jede und jeden, nicht nur für Olympiahelden und Weltmeisterinnen. Jede inspirierende Tat beginnt mit einer Vision. Mit inneren Bildern arbeite ich nicht nur, um mich auf Kommendes vorzubereiten, sondern auch, um das Erlebte zu analysieren und zu sortieren. Die Tage vor dem Einschlafen als innere Bilder noch einmal ablaufen zu lassen, ist für mich zu einem Ritual geworden. Was ist gut gelaufen? Was nicht? Am Ende lenke ich meine Aufmerksamkeit auf die Dankbarkeit: Wo habe ich Fortschritte erzielt? Worüber kann ich mich freuen? Was habe ich anderen Menschen zu verdanken?

FN: Wenn du die sieben Qualitäten bewerten müsstest: Welche davon würdest du besonders im Hinblick auf deinen unternehmerischen Erfolg als deine Kernkompetenz bezeichnen und warum?

GW: Am meisten in meinem Leben verdanke ich sicher der Disziplin, auch wenn das vielleicht ein bisschen altmodisch klingt. Disziplin hat kein gutes Image, weil sie uns an nörgelnde Erziehungsberechtigte, cholerische Chefs oder autoritäre Dogmen erinnert. Für mich schafft Disziplin aber Struktur, und Struktur schafft Ordnung. Sie ist ein Schlüssel zu mehr Freiheit und das Fundament jeglichen Erfolgs. Die Bedeutung von Disziplin erstreckt sich aus meiner Sicht auf alle Lebensbereiche. Disziplinierte Menschen haben klare Ziele vor Augen und setzen sich feste Deadlines, die sie konsequent einhalten. Sie schaffen sich Struktur und Prioritäten, um ihre Arbeit effizient zu erledigen. Dies ermöglicht es ihnen, produktiver zu sein und bessere Ergebnisse zu erzielen. Disziplin hilft ihnen auch, Ablenkungen zu minimieren und konzentriert zu bleiben.

FN: Wo siehst du die Fitnessund Gesundheitsbranche national wie international in 17 Jahren, wenn «The Fitness Company» ihr 50-jähriges Jubiläum feiert?

GW: Ich sehe für unsere Branche eine sehr positive Zukunft. Der Stellenwert von Gesundheit und Fitness ist in den vergangenen Jahren noch einmal enorm gestiegen. Die Menschen haben gesehen, dass Gesundheit und Fitness die Grundlage für ein ausgeglichenes und langes Leben sind. Ich glaube, dass sich der Markt noch verdoppeln und verdreifachen wird. Wir werden in Österreich dort hinkommen, wo heute die Amerikaner sind. Nahezu 30 Prozent könnten dann bei uns in Fitnessclubs gehen. Aktuell sind wir bei rund zwölf Prozent. Die Digitalisierung der Branche ist ein zentrales Thema. Die Zukunft gehört der Fitness 4.0. Und das wird eine großartige Zukunft. Fitness 4.0 integriert die Digitalisierung und überhaupt den gesamten Ansatz der Technik in das Fitnessleben. Nach dem Einzug von ITund Computertechnik soll im Fitnessclub der Zukunft alles intelligent und vor allem alles mit allem vernetzt und verbunden sein. Das Internet der Dinge hält auch in den Fitnessclubs Einzug.


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Diesen und weitere Artikel finden Sie in der
FITNESSNEWS-Printausgabe 2023/4